Tiergestützte Intervention in der Jugendhilfe

Ein Konzept
 

Art der Leistungen

Unter tiergestützter Intervention werden alle Maßnahmen verstanden, die einen positiven Effekt auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen durch das Zusammenarbeiten mit einem Tier haben. Vor allem Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten können so ihre sozialen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten ausbauen. 

 

Ziele der Arbeit

In der heutigen Zeit haben immer weniger Kinder einen direkten Kontakt zu Tieren und zugleich steigt die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten. Deshalb greifen Pädagog*innen immer öfter auf den Ansatz der tiergestützten Pädagogik und den gezielten Einsatz von Tieren zurück. 

Mit Tierpädagogik können unterschiedliche Ziele verfolgt werden, welche sich an den Auffälligkeiten und Besonderheiten des Kindes orientiert. Die Ziele können u.a. folgende sein: 

 

  • Steigerung des Verantwortungsbewusstseins 
    Kinder und Jugendliche lernen, Verantwortung für das Tier zu übernehmen. Das ist eine wichtige Kompetenz hinsichtlich der Entwicklung von Verantwortungsgefühl und Entscheidungskompetenz.
  • Stärkung des Selbstwertgefühls 
    Gerade bei Kindern, die unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden, kann Tierpädagogik entscheidend helfen. Denn ein Tier geht unvoreingenommen auf ein anderes Lebewesen zu und das Kind kann einfach so sein, wie es ist, ohne für sein Verhalten oder seinen Charakter verurteilt zu werden. Die Anstrengung des Tiers, die Zuneigung des Kindes bzw. Jugendlichen zu gewinnen, verstärkt nochmals das eigene Selbstwertgefühl.
  • Förderung des Sozialverhaltens 
    Tiergestützte Pädagogik bewirkt, dass die sozialen Kompetenzen gestärkt werden. Denn auf ein Tier kann ein Kind nicht unbedacht oder gar rabiat zugehen, weil dieses sofort eine klare Reaktion zeigt.
  • Unterstützen der kognitiven Fähigkeiten
    Durch tiergestützte Pädagogik wird auch die Kognition trainiert. Das Kind interessiert sich für ein bestimmtes Thema, was auch den PädagogInnen neue Möglichkeiten eröffnet, soziale Kompetenzen zu vermitteln.
  • Förderung der motorischen Fähigkeiten
    Die motorischen Fähigkeiten werden durch die Kontaktaufnahme mit dem Tier unterstützt. Denn das Kind muss vorsichtig auf ein Tier zugehen und seine Motorik ganz bewusst koordinieren. Außerdem übt das Kind im Umgang mit den Tieren z. B. seine Körpersprache.
  • Zulassen von Körpernähe 
    Durch das Streicheln des weichen Fells und das Fühlen der Wärme eines Tiers erleben Kinder ein wohliges Gefühl von Geborgenheit. Außerdem lassen sie Nähe zu, was manchen Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten schwerfällt.
  • Verbesserung des Gruppenklimas 
    Der Einsatz von Tieren kann die Gruppendynamik einer Klasse oder Gruppe positiv beeinflussen. Denn die Kinder lernen nicht nur zu teilen, sondern auch gemeinsam die Verantwortung für das Tier zu übernehmen.
  • Einhaltung von Regeln
    Der Umgang mit einem Tier erfordert die Festlegung von Verhaltensregeln. Kinder und Jugendliche, die den Kontakt zum Tier suchen, müssen also lernen, sich an Regeln zu halten, die ihnen die Landschaftspfleger*innen oder die Pädagog*innen auferlegt haben.
  • Förderung des Umweltbewusstseins 
    Durch die Tierpädagogik bringen Pädagog*innen und Landschaftspfleger*innen den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt bei. Im Idealfall entwickeln sie dadurch mehr Umweltbewusstsein.

 

Im Konkreten bietet der Jugendhilfeträger Ruhrarche GbR ein Modul an, welches als Training gesehen wird und die Jugendlichen in das Team eines Schäfers integriert und bei der Aufzucht, Haltung, Weidewirtschaft und Produktionsabläufen teilhaben lässt.

Dadurch sollen die Kinder und Jugendlichen in ihrer Sozialkompetenz, dem eigenständigen Arbeiten und Handeln, den Umgang mit Tieren und ihrem Selbstvertrauen gegenüber fremden Menschen gestärkt werden. Neben dem Ziel Schulverweigerung zu vermeiden, Traumabewältigung zu begleiten, ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität zu verhindern, Trauerbegleitung zu unterstützen, selbstverletzendes Verhalten abzulegen und die Jugendlichen zu stärken, sollen praktische Fähigkeiten im Umgang mit Tieren, in der Landschaftspflege und fürs Leben in und mit der Natur vermittelt werden.

In den Trainingseinheiten steht vor allem die individuelle Betreuung der Jugendlichen im Vordergrund. Es werden gemeinsam Ziele erarbeitet und die Wochenaufgaben besprochen. Der Teilnehmer versteht seine Rolle als verantwortungsvolles und -bewusstes Teammitglied in der Betreuung der Herde im Rhythmus der Jahreszeiten. Er ist sich seiner Verantwortung in Pflege und Betreuung der Tiere bewusst. Durch das langsame und verantwortungsvolle Heranführen an die Tiere oder Herde wird sukzessive das eigenständige Handeln, das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl und damit verbunden der Kompetenzaufbau des Teilnehmers aufgebaut und gestärkt.

Hierbei werden die Tiere als Möglichkeit zur Kommunikation und Interaktion bewusst eingesetzt. Zudem wird die Natur in Flora und Fauna als Rückzugsraum verstanden und bewusst genutzt. Ziel ist es, Jugendliche verschiedener Sozialkompetenzen und Altersgruppen zu einem Team heranwachsen zu lassen. Es werden vorab Gespräche geführt, Ziele und Pläne erarbeitet und dann gemeinsam umgesetzt. Die Erlebnisse und Erfahrungen mit den Tieren und der Natur stehen im Vordergrund. Auf spielerischem Weg wird die Sensibilisierung der Sinne, Entwicklung und Stärkung des Selbstvertrauens und der Umgang mit den eigenen Emotionen geschult.

 

  • Unterstützung und Stärkung des Selbstvertrauens
  • Akzeptanz von Andersartigkeiten
  • Übernahme von Verantwortung
  • Kommunikation und Körpersprache
  • Respektvolles Miteinander
  • Handeln im Team
  • Rücksichtnahme
  • Kritikfähigkeit
  • Konfliktlösung ohne Gewalt

 

Tiere erfühlen die Gefühlslage der Menschen, spenden rückhaltlos Trost, fordern Zusammensein und Nähe, verlangen kein gutes Benehmen, bauen Schwellenängste ab und fördern das Erfolgserlebnis. Ebenso wird die Verantwortung und die Verlässlichkeit der Teilnehmer*innen gestärkt. Tiere setzen klare Signale und somit direkte Grenzen. Individuelles Clearing, was der Teilnehmer braucht, Stundenumfang sowie die Zusammenarbeit mit den anderen Beteiligten und Institutionen sind ein grundsätzlicher Bestandteil der Arbeit.

 

Art, Dauer und Umfang der Leistung

 

Die Arbeit findet ausschließlich im Co-Team mit Landschaftspfleger*innen und Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen oder Psycholog*innen statt. Wenn möglich, findet die tiergestützte Pädagogik mit allen Familienmitgliedern oder mit sogenannten Stellvertretern statt, um nicht nur mit dem Symptomträger*innen zu arbeiten, sondern Problemlagen systemisch zu verstehen.

Dauer und Umfang der Leistung richten sich nach dem Bedarf im Einzelfall und werden im Hilfeplangespräch festgelegt. Die Termine werden in der Regel mehrmals wöchentlich vereinbart, damit Erarbeitetes effektiv geübt und überprüft werden kann. Die gesamte Dauer der tiergestützten Pädagogik liegt i.d.R. zwischen 6 und 24 Monaten, um Veränderungsprozesse nachhaltig zu verankern.

Die Arbeit im Co-Team ermöglicht, neben dem kollegialen Austausch und der sorgfältigen Vor- und Nachbereitung des Angebotes, dass Erlernte in den familiären Alltag zu übertragen und Themen im systemischen Rahmen mit allen Beteiligten zu verfolgen.

 

 

Zeitlicher Rahmen der Schulersatzmaßnahme

 

Wir berechnen pro Jugendlichen eine Tagespauschale, welche sich an den individuellen Bedarfen orientiert. Es werden zeitgleich bis zu vier Jugendliche durch den Schäfer und der sozialpädagogischen Fachkraft begleitet. Details entnehmen Sie bitte dem Konzept.

Die Begleitung des Schäfers findet täglich im Vormittagsbereich statt. Anschließend werden flexibel Zeiten mit der sozialpädagogischen Fachkraft zu unterschiedlichen Themen im Gruppen- oder Einzelsetting stattfinden.

Was bietet die RUHRARCHE konkret, um Jugendlichen einen neuen Lebensweg zu eröffnen…

 

1. Begleitung des Schäfers mit sozialpädagogischer Unterstützung

Dialoggruppen

Sozialkompetenz-Training

Erlebnispädagogische Maßnahmen

Freizeitangebote

Schulische und berufliche Orientierung

Austausch mit Schule und beruflichen Institutionen

Bearbeitung familiärer und jugendspezifischer Themen

Erarbeitung von Lösungsstrategien in Gruppenarbeit

 

 

2. Begleitung des Schäfers mit intensiver sozialpädagogischer Unterstützung

Dialoggruppen

Sozialkompetenz-Training

Erlebnispädagogische Maßnahmen

Freizeitangebote

Schulische und berufliche Orientierung

Bearbeitung familiärer und jugendspezifischer Themen

Erarbeitung von Lösungsstrategien in Gruppen- und Einzelarbeit

Biographiearbeit

Systemisches Arbeiten mit der Familie

Begleitung zu Terminen

Kooperationspartner

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