Art der Leistungen
Unter tiergestützter Intervention werden alle Maßnahmen verstanden, die einen positiven Effekt auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen durch das Zusammenarbeiten mit einem Tier haben. Vor allem Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten können so ihre sozialen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten ausbauen.
Ziele der Arbeit
In der heutigen Zeit haben immer weniger Kinder einen direkten Kontakt zu Tieren und zugleich steigt die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten. Deshalb greifen Pädagog*innen immer öfter auf den Ansatz der tiergestützten Pädagogik und den gezielten Einsatz von Tieren zurück.
Mit Tierpädagogik können unterschiedliche Ziele verfolgt werden, welche sich an den Auffälligkeiten und Besonderheiten des Kindes orientiert. Die Ziele können u.a. folgende sein:
Im Konkreten bietet der Jugendhilfeträger Ruhrarche GbR ein Modul an, welches als Training gesehen wird und die Jugendlichen in das Team eines Schäfers integriert und bei der Aufzucht, Haltung, Weidewirtschaft und Produktionsabläufen teilhaben lässt.
Dadurch sollen die Kinder und Jugendlichen in ihrer Sozialkompetenz, dem eigenständigen Arbeiten und Handeln, den Umgang mit Tieren und ihrem Selbstvertrauen gegenüber fremden Menschen gestärkt werden. Neben dem Ziel Schulverweigerung zu vermeiden, Traumabewältigung zu begleiten, ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität zu verhindern, Trauerbegleitung zu unterstützen, selbstverletzendes Verhalten abzulegen und die Jugendlichen zu stärken, sollen praktische Fähigkeiten im Umgang mit Tieren, in der Landschaftspflege und fürs Leben in und mit der Natur vermittelt werden.
In den Trainingseinheiten steht vor allem die individuelle Betreuung der Jugendlichen im Vordergrund. Es werden gemeinsam Ziele erarbeitet und die Wochenaufgaben besprochen. Der Teilnehmer versteht seine Rolle als verantwortungsvolles und -bewusstes Teammitglied in der Betreuung der Herde im Rhythmus der Jahreszeiten. Er ist sich seiner Verantwortung in Pflege und Betreuung der Tiere bewusst. Durch das langsame und verantwortungsvolle Heranführen an die Tiere oder Herde wird sukzessive das eigenständige Handeln, das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl und damit verbunden der Kompetenzaufbau des Teilnehmers aufgebaut und gestärkt.
Hierbei werden die Tiere als Möglichkeit zur Kommunikation und Interaktion bewusst eingesetzt. Zudem wird die Natur in Flora und Fauna als Rückzugsraum verstanden und bewusst genutzt. Ziel ist es, Jugendliche verschiedener Sozialkompetenzen und Altersgruppen zu einem Team heranwachsen zu lassen. Es werden vorab Gespräche geführt, Ziele und Pläne erarbeitet und dann gemeinsam umgesetzt. Die Erlebnisse und Erfahrungen mit den Tieren und der Natur stehen im Vordergrund. Auf spielerischem Weg wird die Sensibilisierung der Sinne, Entwicklung und Stärkung des Selbstvertrauens und der Umgang mit den eigenen Emotionen geschult.
Tiere erfühlen die Gefühlslage der Menschen, spenden rückhaltlos Trost, fordern Zusammensein und Nähe, verlangen kein gutes Benehmen, bauen Schwellenängste ab und fördern das Erfolgserlebnis. Ebenso wird die Verantwortung und die Verlässlichkeit der Teilnehmer*innen gestärkt. Tiere setzen klare Signale und somit direkte Grenzen. Individuelles Clearing, was der Teilnehmer braucht, Stundenumfang sowie die Zusammenarbeit mit den anderen Beteiligten und Institutionen sind ein grundsätzlicher Bestandteil der Arbeit.
Art, Dauer und Umfang der Leistung
Die Arbeit findet ausschließlich im Co-Team mit Landschaftspfleger*innen und Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen oder Psycholog*innen statt. Wenn möglich, findet die tiergestützte Pädagogik mit allen Familienmitgliedern oder mit sogenannten Stellvertretern statt, um nicht nur mit dem Symptomträger*innen zu arbeiten, sondern Problemlagen systemisch zu verstehen.
Dauer und Umfang der Leistung richten sich nach dem Bedarf im Einzelfall und werden im Hilfeplangespräch festgelegt. Die Termine werden in der Regel mehrmals wöchentlich vereinbart, damit Erarbeitetes effektiv geübt und überprüft werden kann. Die gesamte Dauer der tiergestützten Pädagogik liegt i.d.R. zwischen 6 und 24 Monaten, um Veränderungsprozesse nachhaltig zu verankern.
Die Arbeit im Co-Team ermöglicht, neben dem kollegialen Austausch und der sorgfältigen Vor- und Nachbereitung des Angebotes, dass Erlernte in den familiären Alltag zu übertragen und Themen im systemischen Rahmen mit allen Beteiligten zu verfolgen.
Zeitlicher Rahmen der Schulersatzmaßnahme
Wir berechnen pro Jugendlichen eine Tagespauschale, welche sich an den individuellen Bedarfen orientiert. Es werden zeitgleich bis zu vier Jugendliche durch den Schäfer und der sozialpädagogischen Fachkraft begleitet. Details entnehmen Sie bitte dem Konzept.
Die Begleitung des Schäfers findet täglich im Vormittagsbereich statt. Anschließend werden flexibel Zeiten mit der sozialpädagogischen Fachkraft zu unterschiedlichen Themen im Gruppen- oder Einzelsetting stattfinden.
Was bietet die RUHRARCHE konkret, um Jugendlichen einen neuen Lebensweg zu eröffnen…
1. Begleitung des Schäfers mit sozialpädagogischer Unterstützung
Dialoggruppen
Sozialkompetenz-Training
Erlebnispädagogische Maßnahmen
Freizeitangebote
Schulische und berufliche Orientierung
Austausch mit Schule und beruflichen Institutionen
Bearbeitung familiärer und jugendspezifischer Themen
Erarbeitung von Lösungsstrategien in Gruppenarbeit
2. Begleitung des Schäfers mit intensiver sozialpädagogischer Unterstützung
Dialoggruppen
Sozialkompetenz-Training
Erlebnispädagogische Maßnahmen
Freizeitangebote
Schulische und berufliche Orientierung
Bearbeitung familiärer und jugendspezifischer Themen
Erarbeitung von Lösungsstrategien in Gruppen- und Einzelarbeit
Biographiearbeit
Systemisches Arbeiten mit der Familie
Begleitung zu Terminen
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